Eine Pandemie löst viele Gedanken aus. Zumindest in Österreich. Da hatte so manche Mitbürgerin und auch so mancher Mitbürger sehr viel Zeit zum Denken. Es sei denn, Bürgerinnen und Bürger schliefen weiter. Bei den anderen kam vieles, was bis dahin in den Gewinden der Ganglien vor sich hinschwelte, langsam, aber stetig an die Oberfläche, wurde klar und begreifbar.
Vor vielen Jahren – beginnend ab etwa 400 v. Chr. – bestand “unsere Welt” bereits in kugeliger Form, aber sie war verhältnismäßig klein, firmierte verbrieft aus Milet, Sparta, Athen und einigen Stadtstaaten in Sizilien und Süd-Italien. Die sogenannten “freien” Bürger der jeweiligen “Polis” verkörperten das Sein dieser Welt. Unter “frei” verstand man damals nur Männer. Alles andere waren Frauen, Sklaven, Bauern oder gar “Barbaren”. Das Leben der “Freien” bestand aus Müßiggang, das der anderen aus dem Gegenteil davon. Die Menschheit stand gerade am Beginn ihres fötalen Zustands – und kostete diesen auch aus. Die Erben dieser “Freien” gibt es heute noch. Die “Polis” ist zwar global geworden und die “Freien” haben sich über den ganzen Erdball verbreitet, aber ihre Philosophie und ihre Einstellungen haben sich nicht im Geringsten verändert. Die Benamsung dieser Geisteshaltung hat sich allerdings gewandelt. Aus dem “Stadtstaatlichen” wurde der “Kapitalismus”. Das “Christentum” musste zwischenzeitlich noch verarbeitet werden, aus der kugeligen Form unserer Erde wurde eine Zeit lang eine Scheibe, aber sonst blieb jahrtausendelang alles beim Alten. Nicht einmal der Beginn des Pandemie-Zeitalters konnte diese Einstellung wesentlich bremsen, Weiterentwicklung fand nur sehr eingeschränkt statt. Bis zum denkwürdigen Jahr 2020. Von 15. März bis in den Juni 2020 galt in diesem Jahr des Herrn in Österreich die “Ausgangsbeschränkung” und die Quarantäne einzelner Gemeinden, vor allem in Tirol. Seit Anfang Mai versuchte sich die österreichische Bundesregierung in “Übungen zur Lockerung ” …um das “Volk” bei Laune zu halten. Es geht immer um “das Volk”, seit den ururalten Stadt-Griechen schon verbürgt von Demokrit, daran hat sich absolut nichts geändert. Zumindest zwei Jahrtausende lang verharrte die Menschheit fötal. Durch Sport, so glaubt man, wird das Volk bei Laune gehalten, obwohl Umfragen im deutsch-sprachigen Raum zeigen, dass den wenigsten Fußball wirklich interessiert. Aber mit körperlicher Bewegung kann man über einige wenige seit jeher herrlich Politik machen – und finanzieren. Das System Fußball wurde auch erfolgreich exportiert. In jene Länder, die von den Europäern kolonisiert worden waren. Solange bis sie ihre Schuldigkeit getan hatten – nach dem großen Krieg. Realiter haben wir uns vom Kolonialismus gar nicht so weit entfernt! Die von den diversen kolonialen Nationen unterstützten teilweise geförderten Unabhängigkeitsbewegungen und ‑bestrebungen im Zuge des WK II gibt es noch immer. Sie sind heute die Brennpunkte des aktuellen politischen Geschehens. Und wir labilen Europäer stecken mittendrin. Nicht nur, dass wir die Nachwirkungen zweier Weltkriege zu bewältigen haben, wir haben es auch mit den Komplikationen der Staaten aus der sogenannten “Ost-Zone” zu tun, Staaten, welche erst mit der Eigenständigkeit zu kämpfen haben, Staaten, welche aus diesem Grunde mit den Problemen einer zeitgemäßen EU nur am Rande beschäftigt sein können. Selbstverständlich lockt das “Geld”. Und der “Fußball” – als willkommene Ablenkung vom jeweiligen internen “politischen” Geschehen. Apropos: Wissen die Spieler der diversen europäischen Vereine, dass sie als solche auch bestimmten ökonomischen und juristischen Regelungen unterliegen? Ich hoffe schon.
Den Umtrieben in der traditionellen Fußball-Welt hat sich mein alter Freund aus Kärntner Tagen, Harald Irnberger, sehr intensiv gewidmet, in seinem Buch “Mannschaft ohne Eigenschaften”. Im Jahre 2010 hat sich Harald von uns verabschiedet. Kurz zuvor mussten wir von seiner Gattin Abschied nehmen. Bis zum Ende pflegte er sie mit sehr viel Hingabe. Er wollte sie nur um einige wenige Monate überleben. Mein “Chef vom Dienst” war er bei der “Kärntner Volkszeitung”. Neben meiner Tätigkeit für den ORF wurde ich auch noch Kolumnist. Deswegen gab er meinen Gedanken den Titel:“Radi auf allen Vieren” – mit “Radi” wurde der Kosename aus Grazer Schultagen übernommen, mit dem Rest waren die drei Hörfunkprogramme und eben die Kolumne gemeint. Es dauerte nicht lange, so eine oder zwei Wochen, bis das Gerücht, dass Harald eigentlich ein Agent der Slowenen sei, auch an meine Ohren gedrungen war. Was mich als Steirer und meinen Hintergrund-Erfahrungen mit Jugoslawien, insbesondere den gemeinsamen Erlebnissen meines Kollegen Dieter Dorner und mir in Slowenien nur mehr laut auflachen ließ. Seit damals musste ich meinem alten Latein-Professor Spanbauer recht geben, der immer wieder darauf verwies, dass “Vorsicht die Mutter der Porzellankiste” sei. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht, dass ich selber einen kleinen Teil meines Einkommens von den Kärntner “Windischen”, den Slowenen, beziehen würde. Wahrscheinlich sagte man mir ebenfalls nach, ein Agent zu sein. Ich agierte damals während meiner Bundesheer-Dienstzeit nebenberuflich als sogenannter Disc-Jockey im Hotel Corotan (auf gut kärntnerisch: “Hotel Kärnten”) an der Süduferstraße des Wörthersees. Realiter war das ein bezahltes Hobby im Sold der zu jener Zeit prominenten Jovanka Tito, aber das spielt seine Rolle noch etwas später in den “tollen Kärntner Jahren”! Zurück zu Harald Irnberger: Nach Wien ging er ungefähr in dem Jahr, als ich zwischen der Bundeshauptstadt und Klagenfurt gependelt bin – auf der alten, denkwürdigen B17, der Bundesstraße 17. Nach einem kurzen Gastspiel im Team der Tageszeitung “Kurier” als Kriegsberichterstatter im Libanonkonflikt gründete er anno 1977 die Zeitschrift “Extrablatt”, eines der ersten investigativen Blätter im deutschen Sprachraum. Er war gestorben als Andalusier, nicht als solcher, wie ihn die Geschichtsschreibung gerne gekannt hätte, sondern als einfacher Andalusier mit ausgeprägtem Selbst-Bewusstsein. Harald war einer jener Wohlmeinenden, die mich immer wieder vor den erotomanischen Aspekten jenes Berufes warnten, dem ich mich zu nähern drohte.
Ich bin 1945er, gehöre also jener Generation an, die noch Angst vor Geschlechtskrankheiten hatte, wenn überhaupt. Im hintersten, dunkelsten Winkel der männlichen Seele lauerten jedoch ständig die möglichen Folgen jedes natürlichen Geschlechtsverkehrs. Erst Ende 1960 kam die “Anti-Baby-Pille” auf den zukunftsträchtigen Markt. Sie katapultierte den maskulinen Teil der Gesellschaft, etwas später dann den weiblichen, mitten in den Genuss hinein. Es folgten Jahre des Auskostens und des Reifens dieser Erfahrungen in allen Bereichen des Menschlich-Seins, aber auch des Erkennens der immensen Nachteile für die Menschheit beginnend bei den üblichen Traditionellen “Besetzungscouches” und dem “Ausprobieren” des männlichen Unternehmensteils bis hin zu den “Matratzen” oder “Pritschen”, die in manchen Unternehmen ganz bewusst gehalten wurden. Dann tauchte HIV auf. Damals durfte ich die allerersten filmischen Aufklärungsdokumentationen für den internen ärztlichen Gebrauch sprechen, als deutschsprachige OverVoice. Nach HIV ging es erst so richtig los, Epidemie folgte auf Epidemie bis hin zu der bisher einzigen und größten Pandemie, Sars-CoV‑2, gemeinhin als “Corona” bezeichnet. War unsere Generation, die Prä-HIV-Generation, die glücklichere? Erfüllt war sie jedenfalls, wenn sie sich erfüllen ließ!
Prä-Corona wird es nie wieder geben. Die Zeugen der Zeit werden zwar darüber reden. Kunst und Kultur werden dafür sorgen, dass jede Menge Dokumente über diese Periode vorliegen werden, aber erst post-coronam wird die Menschheit einen gewaltigen Schritt nach vor erfahren. Auch das “Kapital” lernt und erfährt. Die Pharmaindustrie etwa muss gerade erfahren, dass die Kosten der Herstellung möglicher CoVid19-Impfstoffe oder ‑Medikamente offengelegt werden sollten, sollten dafür öffentliche Gelder eingesetzt werden. Es ginge nicht an, dass solche einerseits kassiert werden und andererseits die damit entwickelten Medikamente oder Impfstoffe teuer weiterverkauft werden. Öffentliche Investitionen oder Förderungen diesbezüglich müssten allen Bürgerinnen und Bürgern zu Gute kommen, gerade innerhalb der EU. Letztlich handelt es sich um Steuer-Gelder, mit denen nicht nur gesteuert wird. Zusätzlich sollte die Zukunft der Überlebenden mit den gigantischen Corona-Förderungen gestützt werden und nicht marode alte analoge Ideen und Unternehmen. Um nicht missverstanden zu werden, den Kapitalgebern selbst ist es völlig gleichgültig, ob erfahren wird oder gelernt, sie wollen gar nichts wissen, geschweige denn hören davon. Lernen und erfahren spielt sich ausnahmslos im traditionellen Bereich der Führungskräfte von Unternehmen ab und hier nur im strategischen Umfeld. Ganz besonders deutlich wird dies am Beispiel des Konzerns VW, der innerhalb von drei Wochen von Diesel- auf Elektro-Aggregate eingeschwenkt ist! Es schwankt bereits sehr stark, das gigantische und kunstvoll aufgebaute Gebäude der “Nehmer”, ein Turm zu Babel errichtet aus Lehm mit den finanziellen Mitteln von “Beiträgen”, welcher Art auch immer, ob freiwillig oder nicht oder mit Hilfe des Sponsoring siehe “Fußball” und so weiter und so fort…
Was so eine Pandemie alles auslösen kann! Vordergründig. Selbstverständlich hat das Virus an allem Schuld. In jedem Bereich. Das Virus hat alles zu überstrahlen. Es wurde bereits ent-personalisiert, das bedeutet, dass es nicht mehr uns Menschlein betrifft, sondern dass es verschoben wurde in den Bereich des Unpersönlichen, in das Schicksalhafte, in das Ressort der Unglücke und Unfälle, in etwas nicht zu Begreifendes. Die Rettung wurde der chemischen Industrie zugespielt, dem Finden von Impfstoffen. Das Verhalten unseres Ich spielt keine Rolle mehr: Wir alle sind wehrlose Opfer. Jene, die das Sagen haben, sind die Täter und als solche tragen sie die Verantwortung für alles, was uns zustößt. Es ist komfortabel, solche Lebewesen zu haben, denen man einfach und still und heimlich den schwarzen Peter zustecken und sich das weiße Büßerhemd überwerfen kann.
Überstrahlt werden vor allem die strategischen und taktischen Winkelzüge. Dass dabei die Vielen ohne finanziellen Hintergrund übrig bleiben, kümmert kaum jemand, vor allem jene nicht, deren Existenzberechtigung im “Kümmern” begründet liegt. Das tägliche multimediale Bad in Corona-News ist allen bereits zur Pflicht geworden. Nicht nur das, jede Nation schaut auch genau darauf, wo der Nations-Nachbar in der pandemischen Entwicklung steht, welche Region gefährdender ist im Vergleich zur eigenen! Der pandemische Wettbewerb ist in vollem Gang. Der Nationalismus schießt empor, je unbedeutender man ist, desto stärker muss der Patriotismus die Ersatzleistung erbringen. Es geht schließlich um wirtschaftliche Exportgröße, bei der im vordersten Vordergrund die Rettung der Menschheit steht, was immer man auch darunter versteht. Und diese lässt im Hintergrund den “Rubel” rollen. Hinzu kommt, dass so mancher “elder statesmen”, also alte, analog denkende Männer (!), in aller Öffentlichkeit Gedanken eines Dagobert oder Donald Duck formulieren dürfen, Gedanken, welche die jüngere Generation gar nicht mehr erkennt, welche sie höchstens ins Reich der Gebrüder Grimm abordnen, falls sie dieses Brüderpaar überhaupt noch kennen, ohne Literatur studiert zu haben. Aber diese Aussagen zu jenen Gedanken in Wort und Bild gespeichert zu haben, ist für die folgende Nachwelt schon sehr bedeutsam, vor allem für das historische Nachverfolgen der Wege, wohin auch immer.