Die lebenden Flämmchen des Grimming

Es war schon dun­kel. Fins­ter. Nacht. Ich weiß den Wochen­tag nicht mehr, auch nicht den Monat, das Jahr. Es war fins­ter. Ich stand hin­ter der Kir­che in Bad Mit­tern­dorf. Dort, wo man den Grim­ming ahnen konn­te, hing eine lan­ge, lan­ge Ket­te aus lau­ter klei­nen Licht­lein am Him­mel, wie klei­ne Stern­chen, wie klei­ne, leben­di­ge Flämm­chen. Fla­ckernd man­che, man­che starr und mah­nend. Sie hin­gen da, ohne Ankün­di­gung, ohne auch nur irgend­ei­nen Druck zu machen, hin­gen da, so als ob es sie schon immer gege­ben hät­te, täg­lich, wie Son­ne und Mond und Ster­ne, nur etwas tie­fer, näher unse­rer Erde und man konn­te die Kon­tur des gesam­ten Grats erah­nen, des gesam­ten Grim­ming-Grats. Es war, als wür­de sich die­ser Grat auf irgend­ei­ne Art und Wei­se täg­lich selbst ent­flam­men und mit dem Anbre­chen des neu­en Tages wie­der lang­sam aus­lö­schen bis man den Grat sel­ber sehen konn­te. Und jeder, der das mit­er­le­ben durf­te mach­te sich so sei­ne eige­nen Gedan­ken, dach­te sich dabei etwas, ging den­kend in sich. Wie es wohl ist und wie es wohl wäre, wenn…
Von die­ser wun­der­sa­men Grim­ming­grat-Beleuch­tung hör­te ich in wei­te­rer Fol­ge nur von unse­ren Jugend­li­chen etwas mehr, dass es eine ganz fürch­ter­li­che Auf­ga­be gewe­sen war, die Leucht­mit­tel da hin­auf zu brin­gen, die Leucht-Stre­cke mit klei­ne­ren und grö­ße­ren Kon­ser­ven­büch­sen, gefüllt mit Alt­öl und “Fet­zen”, das heißt mit alten und nicht mehr zu gebrau­chen­den Tüchern und Tuch­res­ten abzu­ste­cken und zum Bren­nen zu brin­gen, was Mit­ar­bei­ter von Berg­wacht und Berg­ret­tung der nähe­ren Umge­bung ger­ne über­nah­men. Wie sie auf die­se Idee gekom­men waren, war­um sie die­sen Grat beleuch­te­ten, war und ist bewun­derns­wert und wird immer als gro­ßes fra­gen­des Zei­chen bestehen blei­ben. Noch dazu, als sich mit der leuch­ten­den, flam­men­den Him­mels­ket­te ein beson­ders tra­gi­scher töd­li­cher Berg­un­fall ver­bin­det, in des­sen Ver­lauf angeb­lich ein Ehe­paar ums Leben kam. Was also ging in den Men­schen damals vor und um? Lan­ge bevor man zum Bei­spiel an eine Seil­bahn auf den Dach­stein den­ken konn­te, an eine tou­ris­ti­sche Erschlie­ßung der gesam­ten Regi­on. Und der Grim­ming ist ja ein Aus­läu­fer die­ses höchs­ten Ber­ges der Stei­er­mark. Die­se Lich­ter am Nacht­him­mel über dem Grim­ming gab es damals nur ein ein­zi­ges Mal. Ich durf­te die­ses Ein­ma­li­ge erleben.

3 Gedanken zu „Die lebenden Flämmchen des Grimming“

  1. Welch ein schö­ner Bericht über die Beleuch­tung des Grim­ming. Ich war vor 50 Jah­ren sehr oft in Bad Mit­tern­dorf mit mei­nen Eltern. Den Grim­ming in Flam­men habe ich auch ein­mal erlebt, es wird Mit­te der 70er Jah­re gewe­sen sein (ver­mut­lich 1974 oder 1975). Sicher bin ich mir, dass es am 15. August war (ist in Öster­reich Fei­er­tag – Maria Him­mel­fahrt). Und ich mei­ne auch, dass das Feu­er sogar eini­ge Jah­re immer an die­sem Tag von der Berg­ret­tung ent­facht wur­de. Der Anblick war jeden­falls wirk­lich toll!

    1. Die Grim­ming­grat-Beleuch­tung gehört zu den Erleb­nis­sen, die unver­gess­lich sind! Noch ein­mal: Ein “Dan­ke” den betei­lig­ten Damen und Her­ren…! Wir alle wis­sen, dass die­se Akti­on kein Spiel ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert