Der Traum blieb das, was er einmal war. Es hat zwar kleine Änderungen gegeben und viele davon waren positiv. Aber im Kern blieb das alte Mitterndorf was es war, es blieb standhaft. Bad Mitterndorf strahlt Mitterndorfer Persönlichkeit aus, es hat Charakter. Es ist keinerlei Verzagtheit zu spüren, kein Vegetieren. Ich bin. Ich bleibe, was ich war.
Das gilt sogar für die alteingesessene Tabak-Trafik. Auf Grund des allgemeinen Raucher-Schwundes ist der geschäftliche Umsatz sicher nicht mehr das, was er einmal war, aber ein langes Überleben ist den Eigentümern dennoch zu wünschen. Vieles aus dem Sortiment von damals kann ich heute schon in Antiquitäten-Läden finden, was mich natürlich nachdenklich stimmt. Raucher-Accessoires aus Ende der 1950er Jahre oder Comic-Strip Hefte, von uns in Ermangelung von Nachfolge-Leserinnen oder ‑Lesern nachlässig nach Ende der Lektüre weggeworfen. Gedankenlos und ohne auch nur an Entsorgung oder Wiederverwertbarkeit zu denken, haben wir Tonnen an Altpapier in die Umgebung entlassen. Weil wir daran geglaubt haben, dass eh alles natürlichen Ursprungs sei, dass sich eh alles in natürliche Elemente zersetzen würde. Ja, sogar unsere geliebten Autos, die alles nur genau das nicht waren, wonach sie benannt worden sind.
Oberhalb der Trafik, im letzten Stockwerk unterm Dach, war mein Zuhause. Mein Mitterndorfer Zuhause. Von hier aus hatte ich den herrlichsten Ausblick und natürlich den großartigsten Überblick über Verkehr und örtliches Geschehen. Bis zum Dorfplatz hinunter konnte ich sehen. Nur das Geschehen vor der “Gendarmerie” am Dorfplatz entzog sich meinen Beobachtungen. Das wäre natürlich das “Pünktchen auf dem i” gewesen! Aber davon abgesehen war alles im “Griff”! Jeder und Alles musste durchs Dorf, daran führte kein Weg vorbei! Und Alles musste an unserem Haus vorbei und der Trafik, und dem “Hotel zur Post”, und dem “Hotel zur Alpenrose” – heute ist da eine Bank drin, klar. Und natürlich an der Gendarmerie am Dorfplatz! Nur einige, ganz wenige dachten damals an eine Umfahrungsstraße!
Diese Seite “unseres” Hauses war und ist nach Süden ausgerichtet. Das straßenseitige Eckzimmer hatte außerdem zwei Fenster nach Westen. Das heißt, es war ganztägig sonnen- und lichtdurchflutet. Wenn man die Türen öffnete, war die ganze Wohnung durchflutet von salzkammergutlichem Licht. Regnete es hingegen, dann wurde es derart gemütlich, ja beinahe kuschelig in all dem Holz, in all dem Trommeln des Regens, dem Klatschen auf den Treppen vor unserem Haus, da wollte ich gar nicht hinaus, auch Minka nicht. Wir kuschelten aneinander und ich genoss das Schnurren und Vibrieren, liess es in mich übergehen. Ich war nicht mehr allein. Ich war Minka und Minka war mein Ich.
Hinter diesem Fenster rechts lag der Lieblingsplatz unserer Hauskatze. Das war ja auch unser aller Lieblingsplatz. Unser Essplatz. Die gemütliche Küche. Mit echtem salzkammergutlichen Kachelofen auf dem zu allen Vier Jahreszeiten gekocht wurde. Zu heiß konnte es bei dem köstlichen Essen gar nie werden! Wir hatten auch einen speziellen Aufgang zur Kirche. Wir hatten dort ja auch viel zu tun, siehe “Glockenstube” oder Wasserschlachten mit den im Land-Kaufhaus Köstler gekauften Spritzpistolen. Die hatten die Form von Raumfahrtschiffen. Wie man sich´s damals in den Jahren um 1960 halt so vorstellte. Heute sind sie bereits in den Schuppen von Antiquitätenhändlern zu finden und erfreuen sich angeregter Nachfrage von Sammlern.
Die Tür und ihr ganzes Drumherum ist unverändert so, wie´s war. Wie oft bin ich da ´raus und ´reingegangen, gelaufen, manches Mal geschlichen, manches Mal schwer belastet, Fuß vor Fuß setzend. Bei Regen hab ich die Tür offen gelassen, bin knapp hinter der Steinfassade gestanden, hab die einzelnen Tropfen beobachtet, wie sie in die Pfützen der ausgetretenen steinernen Stufen gefallen sind, die Pfannen und Kehlen bis zum Überlaufen gefüllt haben oder wie der Schnürlregen seine Schnürln abgelegt hat und alles was sich da regte und bewegte mit seinem feuchten und nassem Atem belegte. Manchmal schlüpfte ich schnell hinüber ins Hotel Post, wo die Mama von Winfried oder Wilfried – dem späteren Boss der “blutigen Fünf” – gearbeitet hat und schon auf mich wartete, mit einer Tüte Eis, trotz des Regens, oder vielleicht gerade deswegen.
Dieses Küchen-Fenster, das ja als traditionelles Kastenfenster immer leicht angelehnt offen stand, war immer bereit für Minka, die damit ganz selbstverständlich umgehen konnte. Es war eine großartige Minka-Tür! Vor Regen und Schnee geschützt. Minka konnte artistisch mit den Möglichkeiten des Ein- und Ausgangs umgehen, schlich sich dem Haus entlang entweder hinüber zu den Büschen, der “Raucherschule” oder zum Stiegenaufgang, zu den Latifundien des Kaufhauses Köstler. Der Einzige, der dieses Türchen als Fensterchen nutzen durfte, war meine katzenähnliche Wenigkeit. Es gab ja genug zu sehen. An Kirchenbesuchern mangelte es ja nicht, vor allem nicht sonntags!
An diesen Grabsteinen mangelt es rund um die Kirche auch nicht gerade. Zur Zeit meiner mitterndörflichen Anwesenheit gab es noch einen Weg rund um die Kirche und zur Kirchenmauer hin jede Menge Gesträuch und Gestrüpp, von uns Jugendlichen liebe- und auch lustvoll als “Raucherschule” bezeichnet. Die Bezeichnung “Schule” entbehrte nicht einer Prise Ironie, fast war es ja schon Zynismus. In Zusammenhang mit diesen Grabsteinen. Der größte von allen stand ja ursprünglich direkt unter dem Holz-Kreuz am Kirchen-Umweg. Es ging ja in erster Linie um das Unterdrücken des Stechens in der Lunge. Daran mussten wir uns erst gewöhnen, dass es bei jedem “Lungenzug” schmerzhaft stichelte.
Wir zogen uns sehr gerne zurück, hinter dem Wildwuchs, der da spross und umherwuchs. Für alle jene, die sich da verbargen, uneinsehbar. Und wenn wir still waren und uns außerdem nicht rührten, waren wir gar nicht da, gar nicht vorhanden. Das einzige was uns verraten konnte, war der Rauch selbst. Da waren wir aber bemüht, ihn wegzublasen, ihn weg zu “wacheln”, mit Handbewegungen ihn wieder in Luft zu verwandeln. Hin und wieder konnte man schon unterdrücktes Husten vernehmen, und – sehr selten – einen richtigen Hustenanfall. Ich jedenfalls hatte es im Rahmen eines einzigen Mitterndorfer Sommers geschafft! In meinem 12. Lebensjahr war ich zum stolzen erwachsenen Raucher geworden! Ohne salzkammergutlichem, allerheiligstem Gesträuche und Gestrüpp wäre das wohl undenkbar gewesen.
Da gab es noch etwas, was zwar überhaupt nicht im Mittelpunkt unserer Gesträuch-Aktivitäten stand, uns aber dennoch den Aufenthalt schon etwas verschönte und das Leben im Grünen interessanter werden ließ: Da gab es Zwei die glaubten sich unbeobachtet, glaubten völlig allein zu sein, gedeckt und behütet vom mannshohen Gesträuche rund um die Kirche. Aus diesem Grunde räkelten sie sich in der Sonne, badeten nackedeilich in der Sommerluft auf dem Vordach so wie es noch heute anzuschauen ist. Nur unsere “Schule” trennte die Beiden, jene die in der Kirche saßen oder knieten und jene die da auf dem Vordach in der Sonne lagen, sonnenbadeten und sich streichelten – und jene, die da gerade zur “Schule” saßen. Bis auf Sonntag-Vormittag, dieser Teil der Woche war selbstverständlich tabu.
Gegenüber unserer “Schule” lag und liegt heute noch das Reservoir für unsere endlosen Wasserschlachten mit den damals so modischen Spritzpistolen. Gewonnen hatte der, der nicht so intensiv nach Weihwasser roch, extrem ausgedrückt: stank. Und genau hierher musste jeder kommen, der nachfüllen musste. Ich meine natürlich die Spritzpistole. Das dürfte auch der Pfarrer irgendwann “überrissen” haben. Einmal stellte er sich ganz einfach vor dem Kessel auf. Ich stand leider zu diesem Zeitpunkt verborgen zwischen Mauerwerk und der einladend weit offenen Kirchtür. So ungefähr 30 Minuten dauerte das Spielchen; fast kein Atemzug, keine Bewegung, immer fest an Minka gedacht, wie hätte sie sich verhalten? – Und sie hat mir geholfen: Der Pfarrer ging. Ich auch. Zwei, drei Minuten später. Um Vieles erleichterter.
Hier ging oder geht´s ins Allerheiligste der Kirche. Das war der Eingang für den Pfarrer, für denjenigen, der seine Stimme an einem bestimmten liturgischen Punkt von oben erschallen ließ, mahnend, schimpfend, lobend, dankend, belustigt und natürlich erhöhend und frohlockend. Wie damals üblich durfte ich ja nicht teilnehmen an all den katholischen Feierlichkeiten, ich war ja sowas Ähnliches wie der Gott-sei-bei-Uns, ich war doch tatsächlich protestantisch, noch dazu hatte ich das Augsburger Bekenntnis angenommen! Ich konnte mich zwar nicht erinnern, dass ich das jemals getan hatte, ich war ja auch noch ziemlich klein. Jedenfalls folgten meine Eltern den Allgemeinen Verhaltensregeln aller Eltern damals. Und die lauteten: So früh als möglich entweder Katholisch oder Protestantisch oder Jüdisch. Eine andere Alternative gab es nicht. Für zu taufende Neuankömmlinge auf dieser Erde in diesen Breiten in diesem Alter. Obwohl das Gesetz da ganz anderes aussagt und verspricht.
Der Haupt-Aufgang zur Kirche war immer zwischen unserem Haus und dem Landkaufhaus Köstler, das war klar. Seit der Renovierung des Aufganges am Pfarrhof vorbei, also hinter der Kirche in der Gegend des Eingangs zur Sakristei, scheint dies der aktuelle Zugang zu sein. Dafür spricht ja auch die Entfernung des Kirchen-Umlaufweges. An diesen Ein‑, Auf- oder Zugang kann ich mich auch gar nicht erinnern. Es ist so, als hätte es ihn gar nicht gegeben. Er spielte auch keine Rolle bei unseren Versteckerl-Spielen, bei unseren Wasserschlachten, bei unseren “Raucherschulstunden” und anderen Spielchen. Das ist umso bemerkenswerter als wir uns im Schnitt schon zweimal mindestens pro Tag rund um die Kirche begeben hatten. In aller Ehr- und Nicht-Ehrfurcht. Ob das daran liegt, dass es so viele Protestanten gibt im Zentrum Österreichs?
Das war der wohl gefürchteste Punkt im ganzen Dorf. Nein, es war nicht die Gendarmerie, der Bürgermeister oder jene, die die Masken trugen zu Zeiten der Perchtenläufe im Salzkammergut. Es war das zu Hause des katholischen Pfarrers das umgeben war von geheimnisvollem Flair, für Protestanten unerreichbar, dem man ausweichen musste oder sollte. Auszuweichen war das Vernünftigste, so schien es. War am gescheitesten, so konnte man sich viele, viele Unannehmlichkeiten ersparen und das Leben voll genießen. Zwei Teile des Pfarrhofes gab es, den oberen und den unteren Teil, aber das war auch alles, was ich damals wusste, wissen wollte. Manchmal nur sah ich den Pfarrer vom Pfarrhof in die Sakristei huschen. Da blickte ich aber schnell woanders hin. Hätte man mich in diesen Augenblicken gefragt, ich hätte ganz verwundert gegengefragt: “Was? Wie? Warum? Nein, keine Ahnung! Was hätte ich sehen müssen?” Diese Reaktion saß mir tief in den Knochen. Ich wüsste auch nicht, woher sie kam. Von der Volksschule, wegen des getrennten Religionsunterrichts vormittags und nachmittags? Der setzte sich übrigens im Realgymnasium fort. Wahrscheinlich war es das. Zusätzlich kam noch der Religionsunterricht eines Protestanten hinzu, der nichts anderes unterrichtete, als seine Erlebnisse während des 2.Weltkrieges, seine Kerkerjahre in Moskau, die Struktur des Sowjet-Imperiums. Und wie teuflisch dies für uns wäre. Aber das war viele Jahre später und ist Gegenstand eines anderen Kapitels.
Wir bleiben noch auf dem Grundstück der Kirchengemeinde Bad Mitterndorf. Hier hatten wir die Abschuss-Rampe unserer Geschosse eingerichtet. Ziel waren die PKW mit ausländischem Kennzeichen – meistens stammten sie aus unserem Nachbarland Deutschland. Wer durch Mitterndorf musste, war gezwungen an unserer Rampe vorbei zu fahren. Ein besonderer Freund wohnte damals ganz oben unterm Dach des Hotels Post. Dieses Appartement hatte damals noch einen eigenen Balkon. Unsere Geschosse bestanden aus den Schneebeeren oder “Knallerbsen” wie sie von manchen auch genannt wurden. Von diesen Beeren gab´s bei uns heroben auf dem Kirchberg jede Menge. Wir wussten um die Giftigkeit des Gewächses Bescheid und hatten keinerlei Ängste.
Unser Freund aus der Bundesrepubik hatte sein eigenes Fahrrad mitgebracht. Das war natürlich der Star unter den Rädern des Dorfes. Er hatte beim Abschießen der Beeren besondere Privilegien und hatte er einen Treffer erzielt, wurde er besonders geehrt! Im Übrigen hatte sich niemals irgendeiner – und damals gab es noch “-einer”! – darüber beschwert, getroffen worden zu sein, obwohl wir das Zerplatzen genau beobachteten. Besonders bei den seltenen Cabriolets. Da platzten die Beeren dann woanders als auf der Windschutzscheibe. Die Abschuss-Rampe waren wir selber. Jeder von uns hatte eine Handvoll Schneebeeren. Knapp vor dem Abfeuern der nächsten Beere rollten wir sie solange zwischen unseren Fingern, bis ihre Haut ganz dünn und zerbrechlich wurde. Sie waren dann voll transparent und platzten mit einem leichten, fast unhörbaren Knall beim Auftreffen auf härteren Widerstand. Vielleicht glaubten Viele an Vögel, die sowas anrichteten. Jedenfalls schaute es danach aus, hatte viel exkrementarische Ähnlichkeit mit dem entstehenden Muster. Mit ein wenig Wasser ging es auch leicht wieder weg.
Unser unmittelbarer Nachbar war das alte Landkaufhaus Köstler. Durch meine Eltern hatte ich volles Verständnis und Mitgefühl für die Kaufleute. Ich fühlte mich sogar heimisch bei oder mit den Köstlern. In den Verkaufsräumen unter der Terrasse hatte ich zwar nie irgendjemand von der Familie gesehen, aber als Ausstellungsraum wurden die Räumlichkeiten zweifellos genutzt. Alles was für Kinder interessant war, gab es da zu sehen, jede Menge Spielsachen – auch die neuesten Spritzpistolen – und österreichische Fahrräder, wie etwa “Puch Jungmeister”. Darauf war ich besonders stolz. Das war nämlich MEIN Fahrrad. Mit Sachs-Drei-Gang-Schaltung. Innenliegend. Sehr selten damals! Tagsüber benutzte ich den Raum zwischen Steintreppe und Schaufenster zumeist als Garage, als Abstellplatz für mein chromblitzendes Gefährt. Ich glaube Frau Pretterebner hatte die stillschweigende Übereinkunft eingeholt.
Das Kaufhaus duftete nach allem was duften konnte. Nach Bekleidung, Öl, Nägel, Nudeln, Mehl und Mais, Kakao und Schokolade, Waschmittel und Putzessenzen, Pech und Schwefel, Weihrauch und Engelsflügel. Es ist wirklich schade, dass die ursprüngliche Einrichtung die Zeitläufe nicht überstanden hat. Nur zu einem kleinen Teil konnte sie den modischen Einflüssen widerstehen. Aber wer weiß, vielleicht gibt es auch diesbezüglich ein “Wiederauferstehen”? Das Äußere jedenfalls blieb unverändert. “Traumhaus”, Stiegenaufgänge,Kirche samt Pfarrhof und Kaufhaus Köstler bilden jedenfalls eine Einheit. Und wahrscheinlich gehört zumindest der Beginn der Koglergasse noch dazu.
So war und ist unsere Gasse heute. Wir sprachen immer von der Gasse “zum Kogler obi”, also hieß sie bald “die Koglergasse”, so heißt sie heute auch noch, ganz offiziell. Bis hinunter zur “Pension Kogler” mit den beiden Tennisplätzen reichte unser “Playground”. Vieles ist noch erhalten, was wir damals als selbstverständlich vereinnahmt hatten. Diese Pension war für uns tatsächlich tabu. Daran vorbei fuhren wir natürlich, Richtung Pass Stein, Richtung Stausee, aber nur ganz still. Kaum waren wir vorbei, durften wir wieder laut sein, durften wir so sein, wie wir waren – echte Mitterndörfler! Aus der Pension ist heute ein Hotel geworden, ohne frühmorgendliches Ping-Pong, das heißt ohne Tennispätze, dafür mit riesiger Rasen-Liegefläche, mitten in unserem Bad Mitterndorf!
Beinahe unverändert: Wilfrieds Heim – Unterm Dach des Hauses wuchs er heran. Schräg gegenüber vom Hotel Kogler. Einmal getraute er sich als Kind noch nach Graz. Daran kann ich mich erinnern. Angeblich war sein Vater Gendarmerie-Postenkommandant. Das erzählte man sich jedenfalls, als er schon der Große Boss der “blutigen Fünf” war. Seine Mutter werkte im Hotel “Zur Post”. Faszinierend war der Eingangsbereich des Hauses. Da gabs einen halbwegs offiziellen Fahr- und Fußweg am Haus vorbei, eine Eingangstür, wie man sie von anderen Häusern her kannte, ein Außenlicht oberhalb der Tür und einen größeren Stein-Trog in den Tag und Nacht das gebirgsklare Wasser plätscherte und irgendwohin wieder abfloss.
Der Vorgarten musste einem zeitgemäßen Car-Port weichen, das ewige Wasserplätschern der Besinnlichkeit und Ruhe, der Haupteingang wechselte die Seiten. “Früher” einmal, vor etwa 50 Jahren, war es einmal ein echtes altes salzkammergutliches Wohlfühlhaus. Ich hoffe, dass es das geblieben ist, wenigstens was die Innen-Einrichtung betrifft. Das Kinder-Fahrrad, das da irgendwie hingelehnt wurde, weist darauf hin. Viele erlebnisreiche und erfahrungsgefüllte Stunden und Tage stecken auch in Teilen dieses Hauses. Mit einem Abriss und Neubau würden diese endgültig – zumindest lokal – gelöscht sein. Und genauso verhält es sich mit diesem Schuppen in der Koglergasse. Unscheinbar zwischen dem gelben Hinweisschild und der 30km/h‑Zone.
Und dennoch: Ein Schuppen, der es in sich hat und hatte. Ein Dachboden voller Gerümpel und deswegen auch bestens geeignet als Räuber-Versteck. Jeder “Schandi” (Gendarm) hatte hier mit der Suche nach dem Räuber aufgegeben. Da war ich einfach nicht zu finden. Vor 50 Jahren. Als der Schuppen noch jeden Tag gebraucht wurde, hoch aktiv war und belebt.
Über der Kirche von Bad Mitterndorf thront der Lawinenstein. Eckpunkt der Tauplitz-Alm. Von diesen beiden Punkten, dem Lawinenstein und dem Grimming, ist unser Mitterndorf eingerahmt. Es gibt noch einen dritten Punkt: Die Kirche Maria Kumitz auf ihrem Insel-Berg bei Obersdorf. Sehenswert. Klar: Wie Bad Mitterndorf. Erlebenswert vor allem der Wandersteig zur Kirche, mit seinen unzähligen Stufen und Stüfelchen.