Meine ganzen akademischen Lehrjahre bis hin zum Start hinein in den ORF hat er mich begleitet, der Club Symposion. Bis zu dem Zeitpunkt meines Wechsels in das Bundesland Kärnten, zum ORF-Landesstudio Kärnten, welches, so wie damals der ganze ORF bundesweit, von den Nachbarstaaten inklusive Ostblock wie von der Anaconda hypnotisiert und reaktionsunfähig behört wurde, jahrelang, bis endlich Reaktion und Aktion festzustellen war. Realiter waren die folgenden ungefähren beinahe 30 Jahre ein letztes Aufbäumen dieses kleingewordenen monarchischen Landes, das sich unmittelbar nach der Implosion nur mehr in die Hände eines Ex-Österreichers retten konnte, aus denen es wiederum von der Rest-Welt in die beinharte politische Realität gezwungen wurde. In jeder Hinsicht. Bis heute ist ein großer Teil der “Österreicher” von einstens nicht fertig geworden mit seinem angeblichen “Schicksal”, das natürlich nur sehr wenige betraf und von der Masse auszulöffeln war, was von politisch nicht ganz Unbedarften in Richtung vorhandene Naivitäten weidlich ausgenützt wurde und noch immer wird. Auch darüber wurde im Club diskutiert, wieder und wieder. Diese paar Jahre bis zu meinem Exodus hat mich der “Club Symposion” in der Grazer Trauttmannsdorffgasse 3 begleitet. Wie der Name schon andeutete, wurde der Club zum Diskussions- und Trink- und Unterhaltungs-Mittelpunkt für eine ganze Reihe damals völlig unbedeutender Jugendlicher. Er reihte sich nahtlos an den “Brandhof”, war etwas exklusiver. Eingelassen wurden nur Mitglieder und deren Gäste. Der “Club” war eine Creation ehemaliger Kollegen der evangelischen Jugend, die ich zwar vom Sehen her kannte, aber erst als sich der ehemalige “Kreuzfahrer” dieses evangelikalen Kreises namens Harald Perscha entschloss ebenfalls Schauspieler zu werden, öffnete der “Club” seine Tore auch für mich. Harald wurde Jahre später Chefsprecher von Studio Steiermark. Das südliche Österreich war immer schon die Ressourcenquelle Österreichs, so hat etwa Fritz Muliar 1946 als Rundfunk-Sprecher in Kärnten begonnen, seinen Weg als Schauspieler in Graz beim Kabarett-Ensemble “Der Igel” fortgesetzt und die Karriere dann in Wien entfaltet, gekrönt und beendet. Bei diesem Ensemble wirkte auch Franz Stefan Pippal mit, der Vater von Jenny, nachmalige prominente Fernsehsprecherin in einer Zeit, als es nur zwei solcher Programme gab und die “Damen ohne Unterleib” die abendlichen Begleiterinnen darstellten. Aber “Der Süden – eine österreichische Ressource” ist ein ganz, ganz anderes Buch! Bleiben wir beim ““Club Symposion” in den 60er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Ich habe bereits auf die Bedeutung dieses Clubs hingewiesen, im Kapitel “Die 3 akademischen Jahre”: Fechten vor dem Club, das Klirren der Waffen in stockfinsterer Nacht in der mittelalterlichen Enge der Grazer Altstadt!
Südliches Blut hatte dem ORF aus dem Club heraus ja tatsächlich Leben eingehaucht. Da trieb sich etwa Günther Polanec noch als Student umher und zog dann ins sportliche “Xibergien” nach Vorarlberg, klar, zum Rundfunk, es gab nur den einen. Der ORF hatte damals, ab 1967⁄68, starken Bedarf nach frischen menschlichen Ressourcen. Der ganze Club war frisch und menschlich. Der ganze Club war improvisiert. Das begann schon bei der Eingangstür, das heißt bevor sie sich öffnete. Da mußte man an einer Schnur ziehen, wenn man wußte, wo sie war. Dann bimmelte im Kellergewölbe ein kleines Glöcklein, welches von jemanden gehört werden mußte der Clubmitglied war und sich in den Keller-Räumlichkeiten befand. Drei oder vier Stufen ging es direkt nach der Eingangstür hinunter, rechts war ein Podest, eine Art Bühne auf der ein gewisser Franz Hohler aufgetreten ist, damals hierzulande noch völlig unbekannt. Dieser Abend war übrigens ein voller Erfolg. Geradeaus befand sich ein Raum mit zusammengewürfelten Sitzmöbeln und Tischen und einem Fenster. Gleich neben dem Eingang und dem Veranstaltungsraum war die Garderobe, schräg rechts davon die “Bar”, wo es die Getränke gab. Selbstbedienung, selbstverständlich. Von da aus kam man in einen weiteren Raum mit Fenster. Die Fenster spielten eine sehr sehr große Rolle – wegen der Lüftung. Der Bar-Raum war der Ausgangspunkt jeglicher Diskussion, erst danach zog man sich in einem der verbleibenden Räume zurück und vertiefte oder verlor sich. Hatte man irgendetwas auf dem Herzen, im “Club” fand man Ansprechpartnerinnen und ‑partner, man konnte über alles reden und auch wenn man überhaupt nicht wußte, wonach einem der Sinn stand, hier, in diesem Club, stieß man auf Symposien! Wenn man Unterhaltung suchte, wenn man sich einem Getränk hingeben wollte, im “Club” konnte man das. Und das noch dazu in harmlosen, ganz und gar braven Zeiten! Da gab es keinen einzigen Dealer-Kuss, “joints” waren Fremdwörter. Jazzkeller wie das “Cave” waren im heutigen Sinn “clean”, Lokale wie der “Stainzerbauer”. Einladende, gemütliche Lokalitäten gab es jede Menge, den Girardi-Keller zum Beispiel, begastwirtet von Lore Krainer, im Geburtshaus Alexander Girardis, gleich gegenüber unserer Akademie in der Leonhardstraße. Im Keller Girardis trafen wir uns manchmal nach dem Unterricht mit unserem “Therwi”. Oder ein paar hundert Meter weiter die berühmte “Goldene Kugel” mit beinahe hundert Sorten Bier aus aller Welt und Speisen, die zum Getränk passten, darunter die riesigen Bierteller, und natürlich gab es dort auch den 2‑Liter-Stiefel, aus dem alle tranken, die Rang und Namen hatten unterm studentischen Volk.
Das Bierstüberl im Hotel Steirerhof erfreute sich unter Studenten ebenfalls großer Beliebtheit. Ausserdem war dieses Hotel am Jakominiplatz zur Faschingszeit der Veranstaltungs-Ort zahlreicher Maturabälle. Für unsere Gruppe, das war die Gruppe der Jugendlichen mit den 2m-Schals und den Melonen am Kopf, für diese Gruppe dienten die Maturabälle immer als sorgfältig durchinszenierte Auftrittsmöglichkeiten, indem wir dort beispielsweise neue Tänze erfanden, oder Chorgesänge. Ausserdem hatten wir bald den Dreh heraus, wie man die ganze Ball-Organisation umgehen konnte ohne zu bezahlen. “Normale” Bälle waren unmodern für uns, sie waren langweilig und folgten dem, was wir sowieso in den traditionellen Tanzschulen erlernten, sie folgten also jahrhunderte alten Stereotypen. Wir sehnten uns nach mehr, aber woher sollte dieses Mehr denn kommen, wenn nicht aus uns selbst heraus. Sicher, ein wenig brachte uns der Einbruch der westlichen Kultur, das bedeutete US-Kultur, Hollywood und Detroit, natürlich auch New York. Aber das war nur ein kurzes Luftholen, was wir wollten, wollten wir aus uns selbst heraus und das sollte noch lange dauern. Das verstanden ausserdem bloß ganz wenige.
Gleich bei der Einmündung der Trauttmansdorffgasse in die Bürgergasse befand sich eines der begehrtesten Restaurants, das “Winterbierhaus”. Es lag unserem Club gegenüber, präzise: im Eckhaus Bürgergasse / Bindergasse. Für eine ganze Reihe prominenter Grazerinnen und Grazer war es das Stammlokal für den Genuß von Balkan-Spezialitäten, wie das “flammende Schwert”, serbische Bohnensuppe oder Cevapcici. Man darf nicht vergessen, dass damals die Welt noch klein war. Ein Aufenthalt an der Adria war in jener Zeit noch “tief im Süden”, irgendwo dort unten! Nach der Auflösung Jugoslawiens stellte sich heraus, dass jene Balkan-Spezialitäten von damals hauptsächlich kroatischer Natur waren. Unweit vom Exil-Kroaten gab es noch den “Gambrinuskeller”, der ebenfalls mit Balkan-Spezialitäten lockte. Wurde es nach einem Club-Besuch einmal etwas später oder besser: Früher am Morgen, mußte ein abschließender Besuch des “Spor-Buffs” unbedingt sein. Dieses Buffett in der Sporgasse schenkte nur Bier und ungarische Bohnensuppe aus, hektoliterweise, so schien es. Da gab sich das ganze übernächtige Graz ein letztes wankendes und schwankendes und faselndes Treffen sehr spät am frühen Morgen. Den “Krebsenkeller” hätte ich beinahe vergessen bei unserem gastronomischen Rundgang aus dem Club heraus, oder das “Gösser-Stüberl”. Wobei auffällt, dass das rechte Mur-Ufer für uns damals so gut wie nicht existiert hat, bis auf den Griesplatz, von dort gingen auch einige wichtige Buslinien ab, der große Doppelgelenk-Bus nach Köflach und Voitsberg etwa, vorbei an der Rehabilitationsklinik Tobelbad. Diese ist heute noch beinahe unverändert und sieht noch immer so aus, wie in den Zeiten des Aufenthaltes unseres “Opas” dort, in den 1950er-Jahren. Nach einem Oberschenkelhalsbruch. Aber ansonsten war die Gegend um diesen Platz herum, für uns eher eine Gegend für das Umher. An die “Triumph-Bar” kann ich mich noch erinnern, dort gab es Animation und Strip-Tease! Das war schon was in diesen Zeiten. Wir waren vier oder fünf Mal dort, nur um auch dieses erlebt zu haben. Echte, beinharte Prostitution! Wie ist das, was tut sich da? Werden dort tasächlich Männerträume wahr? Bald hatten wir heraussen, dass es jene Perversitäten waren, um welche es in so manchen Theaterstücken oder Filmen ging. Ausserdem wollte der Junior-Chef, Herr R., Schausteller oder ‑spieler werden, was wir wiederum für pervers hielten. Aber wir liessen ihm diesen Traum.
Die österreichische Post lieferte zu dieser Zeit ihre Pakete in den Ballungszentren noch mit Elektro-Bussen aus. In diesen Jahren waren die freien denkenden Mitmenschen noch nicht auf “Erdöl-Schiene” gebracht. Das Nachfolge-Unternehmen der “Post” wird den Umstieg auf ein alternatives Betriebsmittel sehr bald endgültig vollziehen müssen. Wenn sogar der kleine aber unheimliche und wichtige militante Teil der Menschheit sich damit auseinander setzt, was vor wenigen Jahren noch Menschen zugemutet wurde, in Zukunft von Robotern erledigen zu lassen, oder von Drohnen, wird´s ja auch Zeit. Die erdölgesteuerten Männer – damals gab es noch keine Frauen im “Big Business” – hatten ja sowieso einige Jahrzehnte lang Zeit, Konzerne und Töchter und Söhne aufzubauen und sich dort niederzulassen, wo es sich die Natur in der Gestalt der Erde in den kommenden Jahren all zu leicht wieder holen kann. Es geht wirklich nichts verloren, absolut Nichts. Für uns Erdenwürmerchen allerdings schon, ganz oberflächlich betrachtet. Wir diskutierten in den Club-Jahren bereits darüber und über die Mobilität, die uns damals das sogenannte Wirtschaftswunder auf Basis des Erdöls aus dem Inneren der Erde bescherte und niemand – bis auf ein paar wenige Insider – dachte daran, dass solche Ressourcen einmal zu Ende gehen könnten und bis dahin etwas freisetzen würden, woran kein Unwissender jemals gedacht hätte. Wir redeten und diskutierten auch darüber, was daraus noch werden könnte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, dass ich mich einige Jahre später auf der Rallye-Cross-Maschine hinter Heinz Kinnigardner zwängen würde und mit ihm über den kunstvoll aufgebauten Parcours im Wiener Messegelände zischen würde. Auch mit seinen Kollegen, jeden Tag mit einem anderen. Oder dass ich als Moderator der Niki-Lauda-Shows in Wien mit all den Formel-1-Stars der damaligen Zeit den Teppich für die Mobilitätsvereinigung ausrollen solllte. Wir redeten und diskutierten und dachten nicht im Entferntesten daran, einmal selber im Mittelpunkt der Meinungsbildung zu stehen in Bezug auf Mobilität, obwohl wir schon ahnten, uns beinahe am Ende einer Entwicklung zu befinden, die uns aber wohin wohl führen sollte? Parallel dazu träumten wir auch von der individuellen vollautomatischen Mobilität bei der man nichts mehr tun musste, mithilfe der man von A nach B gefahren wurde. Wer von uns hatte damals schon eine Ahnung davon, dass wir Menschlein uns von einer Unmenge von suizidalen Entscheidungsprozessen heraus nehmen müssen, wer von uns ahnte damals schon, dass jeder Traum nur die Beschreibung eines Ziels ist. Zu dieser Zeit erfasste ich noch nicht die Tragweite des Gottswinterschen Spruches aus meiner Kindheit, dass traditionelle Wirtschaft die Fortführung der Weltkriege sei.
Sowohl in- als auch ausserhalb des Clubs spielten die Entwicklungen in der bildenden Kunst, international und national, eine große Rolle. Gibt es überhaupt so etwas wie Grenzen in der Kunst? Was ist denn Kunst, was bedeutet dieser Begriff? Ist es überhaupt möglich, diese “Kunst” national oder nationalistisch zu begreifen? Wir hatten die Entartete Kunst handgreiflich noch vor uns. Unsere Generation hatte sie zwar schon überwunden, aber es lebten noch genügend von jenen Generationen unter uns, denen die “Entartung” zum Lebensinhalt geworden war, ohne die Ganglien in der grauen Masse da oben zu beanspruchen. Und sie gaben ihre Überzeugungen auch weiter. Siehe meinen “Professor” in bildnerischer Kunst (sprich “Zeichnen”) im Pestalozzi-Gymnasium. Dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Kunst und der Sprech-Sprache des Menschen geben sollte, stand für mich noch in weiter Ferne! Entdeckte ich doch gerade erst die Wurzeln des Stammelns, des Stotterns, die Wurzeln der einzelnen Laute, entdeckte ich doch erst, dass es mindestens zwei Arten von Muttersprachen gibt, dass es eine Sprech-Sprache und eine Schrift-Sprache gibt. Und das bereitete mir schon genug Problemchen. Dass sich in wenigen Jahrzehnten auch der Begriff der Medien ändern würde, ahnte damals noch niemand. Österreich war damals unzufrieden mit dem “Österreichischen Rundfunk” und war gebannt von dem, was das “Fernsehen” zu sein schien. Hörfunk und Fernsehen schienen die Lokalmedien existenziell zu bedrohen, ähnlich wie es Ende des zweiten Jahrtausends mit der digitalen Bedrohung zu werden schien. Die Feuer und Rauch speienden Ungetüme aus Peter Roseggers Loch unterm Semmering sind zu eleganten Gliederfüßlern aus dem Semmering-Basistunnel gewandelt worden. Und jedermann ist dankbar dafür. Für Mobilität. Heute verhält es sich in Bezug auf Information genauso. Ein Click reicht um zu wissen, was sich auf dieser Erde alles tut. Zum Leidwesen einiger traditioneller Verlagshäuser. Zum Leidwesen traditioneller gewerkschaftlicher Gruppierungen. Zum Leidwesen der verschiedensten Parteien. Zum Leidwesen von Traditionalisten generell. Wobei es denen genauso geht wie es uns damals gegangen ist: Die Antwort der vielen Disziplinen, die sich mit Tradition beschäftigten und noch immer beschäftigen, war gleich Null. Erst heute finde ich Ansätze zu Lösungen dieser Konstellation, die ich einem gordischen Knoten gleichsetzen würde. Aber soweit sind wir noch nicht. Zurück in die Club-Jahre: Zunächst müssen wir uns – als Österreicher – gegen Geld noch von einer tiefroten, roten, schwarzen oder tiefschwarzen Tagespresse informieren lassen. Zunächst lassen wir uns noch einkochen von einer unseren Gedankengängen entsprechend eingefärbten meinungsbildenden Führungsmannschaft. Wir waren auch bereit, für diese unsere Vordenker zu bezahlen, das heißt für deren Lebensunterhalt aufzukommen. Das funktonierte ein paar Jährchen im Übrigen ganz gut. Da funkte plötzlich der ORF als Unparteiischer dazwischen. Tat sich einige Jahre auch ganz leicht in dieser Rolle. Wir waren zufrieden indem wir am selbst-auferlegten Döner-Kebab-Spieß vor uns hinbrutzelten. Mittlerweile wurden es immer weniger Spieße auf denen man entgeltlich vor sich hinbrutzeln konnte. Im Bereich der Medien und der Politik tritt jetzt schon (2019) – bedingt durch die weltweite Digitalisierung – eine starke Änderung zu Tage. Und diese hat sich bereits um 1990 angekündigt. Die Ankündigung nahm kaum jemand zur Kenntnis. Das gehört eben zur Politik, musste ich erst einmal erfahren. Dennoch: Das meiste Traditionelle wird es nicht mehr geben, es wird ersetzt werden durch die Intentionen der diversen NGO´s, wie etwa greenpeace, avaaz, Reporter ohne Grenzen, Transparency International, Lobby Control und so fort. Jugendliche widmen sich ausserhalb der politischen Parteien, weltweit vereint, sehr vieler mitmenschlicher Anliegen. Wer stellt da noch die Frage, ob Demokratie stirbt?
Wahrer Journalismus wird zwar immer überleben und rechnet sich auch! Sicherlich wird Missbrauchs-Journalismus einen gr0ßen Teil der benötigten Gelder anderweitig abschöpfen, aber der verbleibende Rest genügt. Schon vor etwa 30 Jahren habe ich Mitarbeitern der damals hoffnungsvollen Firma lion.cc erklärt, wie das mit den “fake news” zu gehen habe, damit es auch in den aufkommenden sogenannten “sozialen” Netzwerken fröhliche Urstände feiern könnte. Aber damals stand die österreichische Wirtschaft unter der Fuchtel von einer Handvoll Menschen, die von irgendwoher kamen um später dann gemeinsam vor Gericht zu stehen. Heutezutage werden mit FakeNews Millionen umher- und sicher auch herumgeschoben. An unserem monarchischen Land klarerweise vorbei! Und das nicht nur im geographischen Sinn! Aber in diesen Jahren des Nach-Kriegs-Luft-holens haben wir in schuldhafter Selbstkasteiung völlig vergessen, uns von dem Schlamm zu befreien und frische und damals noch saubere Luft zu atmen. Wir haben vergessen und uns gar nicht getraut festzustellen, dass wir Bestandteil einer positiven Entwicklung waren, dass sich immer stärker christliche und sozialdemokratische Werte in den westlichen Staaten durchgesetzt hatten, dass wir schon lange Schiller´sche Gedankenfreiheit geniessen durften, dass es seit 1985 nicht mehr um Arbeitsplätze und den Kampf darum gegangen ist, sondern dass es um das Selbstbewußtsein eines ganzen Kontinents ging, dass es darum ging aus den vielen kleinstaatlerischen und nationalistischen Regionen dieses Kontinents unter den von vielen Generationen bereits erlebten und erfahrenen Geburtswehen eine EU heranreifen zu lassen. Die im Laufe unserer Geschichte gewaltsam gestorbene Milliarde an Menschen mit ihren Schicksalen sind nicht nur Opfer sondern im Besonderen der Preis für diesen Kontinent. In diesen Jahren des “Club Symposion” tauchten solche Gedanken ausschließlich im fötalen Zustand auf und verschwanden wieder, sie waren auch nicht beschreibbar, waren aber vorhanden. Es wusste doch keiner von uns Jugendlichen im deutschen Sprachraum wohin wir uns entwickeln, wohin “es” eigentlich gehen sollte. Alles war dominiert vom Ost-West-Konflikt, von der USA-Hörigkeit, von einer EU war die breite Bevölkerung ganz ganz weit entfernt. Von meinem Vater hörte ich hin und wieder etwas von einer MontanUnion und liess es mir auch erklären, was das denn sei. Dass da im Hintergrund eine EU stehen sollte, begriff ich erst spät, sehr viel später. In aller Ruhe liess eine Minderheit Wurzeln schlagen. Es war wirklich alles versammelt in diesem Club, alles was möglich und unmöglich war, alle Meinungen, Einstellungen und sogar auch Abstrusitäten. Wir redeten miteinander, akzeptierten einander. Es gab keinen Streit. Es gab nur Meinungen. Und nur deswegen weil jemand eine andere Meinung hatte, war er nicht dümmer als andere. Alleine darin lagen schon die Keime unserer Zukunft.