Meine tollen Kärntner Jahre…

Im Ver­hält­nis zu den nun­mehr über 75 Jah­ren war die mär­chen­haf­te Zeit in Kärn­ten nur kurz. Aber sie war die tolls­te Epo­che, eine Pha­se in der es rund ging und nie­mand etwas gegen das “Run­de” hat­te. Im Gegen­teil, man mach­te mit, man leb­te, man lach­te, man arbei­te­te. Man emp­fand “Arbeit” gar nicht als Beschäf­ti­gung, als etwas was man tun muss­te. “Arbeit” war Her­aus­for­de­rung, nicht nur für mich. Und aus die­sem Tun ent­stand inten­si­ves Leben. In jenen zumin­dest mit denen ich mich umgab oder die sich von mir umge­ben lie­ßen oder in deren Krei­se ich ein­be­zo­gen wor­den bin. Wir leb­ten mit­ein­an­der und für­ein­an­der. Damit wur­den Bin­dun­gen geschaf­fen. Freund­schaft­li­che. Und fall­wei­se dar­über hin­aus, das rest­li­che Leben bis zum heu­ti­gen Tage Berei­chern­de. Jeder und jedem Ein­zel­nen muss ich an die­ser Stel­le ein auf­rich­ti­ges “Dan­ke” sagen. Selbst­ver­ständ­lich hat es auch Men­schen gege­ben, wel­che Stö­run­gen geschaf­fen haben. Aber die­se waren in der Min­der­heit. Es waren nur eini­ge weni­ge, Namen­lo­se.
Der Mit­tel­punkt mei­ner Tätig­keit hat­te sich vom “Jun­gen Thea­ter Graz” zum ORF – dem Öster­rei­chi­schen Rund­funk – nach Kla­gen­furt ver­la­gert, in die Spon­hei­mer­stra­ße 13. “Hier ist Stu­dio Kärn­ten” – das war unse­re Sta­ti­ons­mel­dung. Das Gebäu­de schien grö­ßer zu sein als das “Fer­ry Schlößl” in der Zuser­tal­gas­se in Graz, wo der Sitz von Radio Stei­er­mark gewe­sen war. Dafür lag es aber mit­ten im Grü­nen, im eige­nen Park. Das Funk­haus in Kla­gen­furt lag damals noch an der, bereits ver­bau­ten, Peri­phe­rie der Stadt, rund­um­her war es ruhig und still. Leben ging nur von die­sem Stu­dio aus. Es gab da auch einen “Gro­ßen Sen­de­saal” wo klas­si­sche Kon­zer­te, folk­lo­ris­ti­sche Dar­stel­lun­gen oder gro­ße Live­sen­dun­gen, wie etwa “Pro­mi­nen­te spie­len ihre Lieb­lings­me­lo­dien” statt­ge­fun­den hat­ten. Immer am Sonn­tag im Pro­gramm “Öster­reich Regio­nal”. Im Anschluss an die Welt-Nach­rich­ten um zehn Uhr und zehn Minu­ten. Das war eine “Ring-Sen­dung”, das heißt, sie wur­de in ganz Öster­reich gesen­det, nicht nur in Kärn­ten, nicht allein im Aus­strah­lungs­ge­biet der ehe­ma­li­gen “Sen­der­grup­pe Alpen­land”, dem eng­li­schen Besat­zungs­ra­dio, zu dem auch der Sen­der “Schön­brunn” in Wien zähl­te. Ab 1967 gab es dann nur mehr den Einen: den ORF. In Graz wur­de Emil Brei­sach als Inten­dant inthro­ni­siert und in Kla­gen­furt Peter Gorit­sch­nig. Die Kopf­an­sa­ge zu den “Lieb­lings­me­lo­dien” erfolg­te selbst­ver­ständ­lich “live” vor dem anwe­sen­den Publi­kum im gro­ßen Sen­de­saal. Der war regel­mä­ßig rest­los aus­ver­kauft. Die­se Pro­gramm-Ansa­ge erfolg­te durch den dienst­ha­ben­den Spre­cher. Auch durch mich.

Josef Meinrad in der Garderobe des Großen Sendesaals im Funkhaus des ORF-Studios Kärnten in Klagenfurt. Rechts von ihm B.A.Mertz, Regisseur und Autor der Sendereihe "Prominente spielen ihre Lieblingmelodien". Moderator war Sepp Prager.
In der Gar­de­ro­be hin­ter dem “Gro­ßen Sen­de­saal” des Funk­hau­ses von Stu­dio Kärn­ten am 4.4.1971. En Face: Josef Mein­rad. Rechts: B.A. Mertz, Buch und Regie der Sen­de­rei­he “Pro­mi­nen­te spie­len ihre Lieb­lings­me­lo­dien”. Links: unbe­kann­ter Garderoben-Gast.

Bei die­ser Gele­gen­heit muss ich dar­auf hin­wei­sen, dass die­ses Öster­reich durch die ers­te “Bacher´sche Pro­gramm-Reform” mit dem Begriff der “Sta­ti­on Voice” kon­fron­tiert wur­de. Ernst Gris­se­mann ´s Stim­me präg­te sich Tag und Nacht, Woche für Woche und Jahr für Jahr in das Leben der Öster­rei­che­rin­nen und Öster­rei­cher ein. Gleich­gül­tig ob man “Ö3” oder “Öster­reich 1” oder “Öster­reich Regio­nal” hör­te, Ernstl war immer dabei! Er lau­er­te im Hin­ter­grund, sprung­be­reit im Not­fall ein­zu­sprin­gen. Rea­li­ter waren das die Abwick­lungs­tech­ni­ker. Und “Ernstl” kam vom Ton­band, von einem soge­nann­ten “Bob­by”. Das war die ers­te halb­au­to­ma­ti­sier­te “sta­ti­on voice” Öster­reichs. Ging irgend­was im Radio-All­tag schief, leg­te der Abwick­lungs­tech­ni­ker rasch den “Bob­by” auf und schon tön­te Ernstl mit der betref­fen­den Sta­ti­ons­mel­dung über die Sen­de­sta­tio­nen Öster­reichs. Dann wur­de das Band zurück­ge­spult – das dau­er­te nur ganz weni­ge Sekun­den – und das Gan­ze begann wie­der von vor­ne. Eini­ge Gene­ra­tio­nen beglei­te­te Ernstl auf die­se Art durch ihr Leben. Unaus­lösch­bar. Nur die “Bob­bi­nen” wur­den gelöscht. So wie im Übri­gen jede Men­ge denk­wür­di­ge und sehr ger­ne gehör­te Sen­dun­gen. Das heißt, gelöscht wur­de nur das auf den Bän­dern Auf­ge­zeich­ne­te. Die Bän­der selbst konn­ten wie­der­ver­wen­det wer­den. Zumin­dest zwei Mal. Die­se Ent­schei­dung traf der Archi­var des jewei­li­gen Lan­des­stu­di­os. Gelösch­te und wie­der zu ver­wen­den­de Bän­der bekam der “Aktu­el­le Dienst” des betref­fen­den Stu­di­os, was aus Aktua­li­täts­grün­den auch gerecht­fer­tigt war. Das Löschen spar­te wie­der­um Sen­de­kos­ten. Über­nom­men wur­de der Lösch­vor­gang im Übri­gen von spe­zi­el­len “Lösch­ma­schi­nen”. Man schob ein Band in den Schlitz, drück­te auf den roten Knopf, ein tie­fes, hoch­fre­quen­tes Sum­men ertön­te eini­ge Minu­ten lang und schon war die Arbeit getan. Die­se Maschi­ne lern­te ich zunächst in “unse­rem” Archiv ken­nen, als ich die hei­li­gen Räu­me des Peter Schind­ler das ers­te Mal betre­ten durf­te. Anlass war die Zusam­men­stel­lung der damals unter jüngs­ten Jugend­li­chen wohl belieb­tes­ten sams­tag­abend­li­chen Radio-Sen­dung “Tanz­mu­sik auf Bestel­lung”. Herr Schind­ler, unser Chef­ar­chi­var, wies mich in die Geheim­nis­se des Archi­vie­rens ein. Ich hat­te vie­le Fra­gen, nicht nur was mein frü­hes “Geräu­sche­ma­chen” betraf. Das war aller­dings inner­halb des Archivs das spe­zi­el­le Neben-Auf­ga­ben­ge­biet eines Ton­meis­ters namens Ing. Fritz Wein­lich, der mir erklär­te dass man “Wind” in “sei­nem” Geräusch­ar­chiv nicht fin­den wür­de, weil der fühl- und hör­ba­re “Wind” nur durch sich bewe­gen­de Luft aus­ge­löst wür­de, wel­che wie­der­um sich an den diver­ses­ten Gegen­stän­den brä­che. Es wäre etwa ein ganz ande­res Win­des­rau­schen her­vor­ge­ru­fen durch Nadel­wald, als jenes Geräusch aus­ge­löst durch sich bewe­gen­de Luft zwi­schen den Stäm­men eines Laub­wal­des hin­durch, geschwei­ge denn her­bei­ge­führt durch hoch­ste­hen­des Gras. Und tat­säch­lich: Vie­le Jah­re spä­ter muss­te ich in Mal­ta, in einer Ort­schaft namens Mar­sax­l­okk (Mar­sa­sch­lok aus­ge­spro­chen) erle­ben, wie ein ORF-Hör­funk-Redak­teur auf die Auf­nah­me des See­win­des im Gras bestan­den hat­te, weil die zu jener Zeit dort wach­sen­den Grä­ser im Mit­tel­meer-Raum Sel­ten­heits­wert hät­ten. Den hat­ten sie auch, die Grä­ser. Nicht berück­sich­tigt bei die­ser Theo­rie wur­de der hören­de Mensch in sei­ner abso­lu­ten Indi­vi­dua­li­tät. Sei es, wie es sei, im Archiv des Lan­des­stu­di­os Kärn­ten lern­te ich jeden­falls die Funk­ti­ons­wei­se von “Lösch­ma­schi­nen” kennen.

Das Bild eines "Bobbys". Auf diesen Metall-Kernen war alles aufgezeichnet, was "sendbar" war, von wenigen Sekunden bis hin zu fast einer Stunde - im Programm "Österreich Regional".
Das ist ein “Bob­by”. Auf die­sen Metall-Ker­nen waren die Bän­der auf­ge­wi­ckelt, auf denen alles auf­ge­zeich­net wur­de, was “send­bar” war, von weni­gen Sekun­den bis hin zu fast einer Stun­de. In die­sem Fall han­delt es sich um das Inter­view mit einem Bank­räu­ber. Aus ethi­schen Grün­den war die “Send­bar­keit” sol­cher “Bei­trä­ge” sehr umstrit­ten. Damals. Heu­te hat sich der Jour­na­lis­mus bereits auf “unsend­bar” in genau defi­nier­ten Begrif­fen geei­nigt. Auch die “Jour­nail­le” schloss sich die­sen Rege­lun­gen an.

Die aller­ers­te Pro­gramm­re­form des GI (Gene­ral­inten­dant) Gerd Bacher hat­te unge­ahn­te öko­no­mi­sche Aus­wir­kun­gen inner­halb Öster­reichs: Auf Grund der Drei­tei­lung der Pro­gramm­an­ge­bo­te war der öster­rei­chi­sche Norm-Radio­hö­rer etwas über­for­dert. Bis­her hat­te er vom loka­len Elek­tro­händ­ler sei­ner Wahl ein Radio­ge­rät instal­lie­ren las­sen. Das bedeu­te­te, dass der Händ­ler das Gerät lie­fer­te, an die noch nicht nor­mier­te Steck­do­se anschloss und den Emp­fang des am stärks­ten zu emp­fan­gen­den Sen­ders ein­stell­te. Die­sen Sen­der emp­fing der Öster­rei­cher samt Fami­lie ab nun ein Leben lang. Punk­tum und Schluss. So stell­te man es sich vor. Nun kam aller­dings Gerd Bacher und mach­te alle Lebens­plä­ne zunich­te. Öster­reich wur­de auf­ge­for­dert, sich zur Éli­te zu beken­nen (Ö1), sich zu ent­schei­den, zu wel­chem Bun­des­land man gehör­te oder man gezwun­gen war zu gehö­ren (ÖR), oder zu wel­cher Gene­ra­ti­on man sich zähl­te (Ö3). Unab­hän­gi­ge und Selbst­stän­di­ge konn­ten natür­lich zwi­schen den Pro­gram­men hin und her “swit­chen”. Der ORF sorg­te in sei­nem eige­nen Inter­es­se schon dafür, dass es zum Bei­spiel auf ÖR zur Mit­tags­zeit in ganz Öster­reich – über den inter­nen viel zitier­ten “Ring” – nur “Auto­fah­rer unter­wegs” zu hören gab. Alter­na­tiv dazu lief das “Mit­tags­jour­nal” auf Ö1 und Ö3. Die­se Drei­tei­lung der Pro­gram­me führ­te, abge­se­hen von der Mit­ar­bei­ter-Explo­si­on beim ORF selbst, dazu, dass die Elek­tro­händ­ler alle Hän­de voll zu tun hat­ten, dass die Bestel­lun­gen von Radio­ge­rä­ten und ‑kon­so­len sprung­haft zunah­men und die Ser­vice­leis­tun­gen des “Sen­der­ein­stel­lens” explo­dier­ten: Ich per­sön­lich bin Zeu­ge der Wirt­schafts­ge­schich­te jener Zeit, mir klin­gen noch die Ohren von den Lob­lie­dern und Beschwer­den der ein­zel­nen Händ­ler, sei es in der Süd­stei­er­mark, im Enns­tal, im Lavant­tal, dem Drau­tal oder in Kla­gen­furt.
Eine Aus­nah­me von Ernst Grissemann´s Sta­ti­ons­mel­dun­gen gab es aller­dings: In der Nacht zum Faschings­diens­tag des Jah­res 1968 wur­de aus einer Idee bein­har­te Rea­li­tät. Da lag bereits um 04:30 Uhr auf einer der drei Phil­ips-Ton­ma­schi­nen im HKR, dem Haupt­kon­troll­raum des Lan­des­stu­di­os Kärn­ten, ein vor Erre­gung zit­tern­der und ein­ge­spann­ter Bob­by, vol­ler leuch­ten­der Magne­ti­sie­rung, mit Unge­duld war­tend auf den elek­tri­schen Impuls des dienst­ha­ben­den Tech­ni­kers, bis zu dem Augen­blick, in dem das Band das ers­te Mal über den “Ring” lief, also in ganz Öster­reich und dar­über hin­aus zu hören war.

Ing. Hermann Knes, jener Mann mit dem wir die denkwürdige Stationsmeldung von "Österreich Regional"  am Faschingdienstag des Jahres 1968 produziert hatten. Ausgestrahlt wurde diese dann letztlich über den kompletten "Ring" Österreichs.
Das war Ing. Her­mann Knes, jener Mann mit dem Fried­rich “Frit­zi” Hof­meis­ter und ich die denk­wür­di­ge Sta­ti­ons­mel­dung von “Öster­reich Regio­nal” am Faschings­diens­tag des Jah­res 1968 pro­du­ziert hat­ten. Aus­ge­strahlt wur­de die­se dann letzt­lich über den kom­plet­ten “Ring” Österreichs.

Sta­ti­ons­mel­dun­gen hat­ten zu jener Ära schon einen tie­fe­ren Sinn. Wur­de etwa, aus wel­chen Grün­den auch immer, eine exakt defi­nier­te Zeit nichts gesen­det, konn­te sich wer auch immer auf die­se Fre­quenz “set­zen” und sie sich “unter den Nagel rei­ßen”! Es war “Kal­ter Krieg” da drau­ßen, in den Lüf­ten des Äthers. Fried­rich Hof­meis­ter und mei­ne Wenig­keit pro­du­zier­ten mit dem nacht­dienst­ha­ben­den Tech­ni­ker Her­mann Knes eine Sta­ti­ons­mel­dung zum Faschings­diens­tag. Nur für uns, als Laus­bu­ben­streich. Im höchs­ten Fal­le woll­ten wir sie ein ein­zi­ges Mal sen­den. In aller Früh. Sie begann mit dem typi­schen Bim­meln einer Kuh­glo­cke, dar­auf folg­te Frit­zis kärnt­ne­risch gespro­che­nes “Ester­reich Regio­naaal” been­det von Mein­rads blö­ken­dem “Muuh”. Sekun­den nach­dem die­se Sta­ti­ons­mel­dung ein ein­zi­ges Mal über den “Ring” gesen­det wur­de, surr­te bei uns im Kärnt­ner HKR bereits das OB, das “Orts­fes­te Bat­te­rie­be­trie­be­ne” inter­ne Tele­fon. Der dienst­ha­ben­de Tech­ni­ker im HKR der Haupt­sen­de­zen­tra­le für Öster­reich in Wien war am Rohr. Er urgier­te ein Über­spie­len unse­rer Sta­ti­ons­mel­dung. Wir kamen die­ser halb­dienst­li­chen Bit­te natür­lich sofort nach. An die­sem Tag gab es unse­re Sta­ti­ons­mel­dung vom Boden­see bis zum Neu­sied­ler See, von Lit­schau bis Bad Vel­lach zumin­dest stünd­lich zu hören. Im gesam­ten Sen­der­netz des ORF: “Bim­melB­ammB­im­Bim – Ester­reich Regio­naaal – Mmmuuuuuhh!”. Die dienst­ha­ben­den Tech­ni­ker der ein­zel­nen Lan­des­stu­di­os des ORF in ganz Öster­reich samt der dama­li­gen Zen­tra­le im Funk­haus Wien in der Argen­ti­ni­er­stra­ße ent­fern­ten an die­sem Tag Ernst Gris­se­mann als “Sta­ti­on Voice” und ersetz­ten ihn durch unse­re Pro­duk­ti­on. Auch Gerd Bacher, damals gefürch­te­ter Chef des Unter­neh­mens, fand Gefal­len an die­ser faschings­schwan­ge­ren Untat der “Buam do untn!” im Süden. Die­ser Bob­by mit dem Band liegt heu­te noch, laut Fried­rich Hof­meis­ter, gut auf­be­wahrt im Zen­tral­ar­chiv des ORF auf dem Wie­ner Künigl­berg, mei­nem jah­re­lan­gen Tag- und Nacht-Dienst­ort. Nach fünf­zig Jah­ren – genau genom­men sind es 2019 schon 51 Jah­re – ist die­se Sta­ti­ons­mel­dung bereits Geschich­te, ist Bestand­teil der öster­rei­chi­schen Mediengeschichte.

Die "Lobisser-Stubn" des ehemaligen "Scanzoni". Original-Fresken von Switbert Lobisser. In diesem Umfeld fand ich mein zweites Zuhause in Klagenfurt. Beinahe unverändert wurde es erhalten. Sogar die Sitzordnung blieb großteils original. Der Kachelofen links strahlte gesunde wohltuende kuschelige Wärme.
Die “Lobis­ser-Stubn” des ehe­ma­li­gen “Scan­zo­ni”. Ori­gi­nal-Fres­ken von Swit­bert Lobis­ser. In die­sem Umfeld fand ich mein zwei­tes Zuhau­se in Kla­gen­furt. Bei­na­he unver­än­dert wur­de es erhal­ten. Sogar die Sitz­ord­nung blieb groß­teils ori­gi­nal. Der Kachel­ofen links strahl­te gesun­de wohl­tu­en­de kusche­li­ge Wärme.
Die weiteren Räume der Südtiroler Weinstube "Scanzoni" in Klagenfurt. Im Raum rechts hing eine original doppelgeschwänzte barbusige süd-tiroler sagengeschwängerte Nixe und erleuchtete genußvoll die Gäste. Meistens nahmen in diesem Raum ORFler Platz. Die Nixe hat leider die Flucht ergriffen. Auch die bunten Putzenscheiben in den Fenstern sind nicht mehr vorhanden.
Im Raum rechts hing eine ori­gi­nal dop­pel­ge­schwänz­te bar­bu­si­ge süd­ti­ro­ler sagen­ge­schwän­ger­te Nixe und erleuch­te­te genuss­voll die Gäs­te. Meis­tens nah­men in die­ser Stu­be ORF­ler Platz. Die Nixe hat lei­der die Flucht ergrif­fen. Auch die bun­ten But­zen­schei­ben in den Fens­tern sind nicht mehr vorhanden.
Switbert Lobissers Fresken haben sich mir eingeprägt. Wie oft saß ich unter ihnen oder ihnen gegenüber und starrte gedankenverloren auf sie, bis ich entdeckte, mich mit diesen Fresken zu beschäftigen, ganz intensiv und darüber das Krügerl Bier vor mir zu vergessen.
Swit­berts Fres­ken haben sich mir ein­ge­prägt. Wie oft saß ich unter ihnen oder ihnen gegen­über und starr­te gedan­ken­ver­lo­ren auf sie, bis ich ent­deck­te, mich mit die­sen Wand­ge­mäl­den zu beschäf­ti­gen, ganz inten­siv und dar­über das frisch­ge­schäum­te Krü­gerl Bier vor mir ein­fach vergaß.
Der Eingangsbereich hat sich stark verändert. Der ehemalige Technik-Chef Rudi Gösseringer hat zu meiner Kärntner Zeit gerade erst begonnen in die Technik des ORF hineinzuriechen. Im Jahre 2018 ist er Chef der Kärntner ORF-Pensionisten und gerade in ernsthaften Verhandlungen mit der aktuellen Scanzoni-Chefin.
Der Ein­gangs­be­reich hat sich stark ver­än­dert. Der ehe­ma­li­ge Tech­nik-Chef Rudi Gös­se­rin­ger hat zu mei­ner Kärnt­ner Zeit gera­de erst begon­nen in die Tech­nik des ORF hin­ein­zu­rie­chen. Im Jah­re 2018 ist er Chef der Kärnt­ner ORF-Pen­sio­nis­ten und augen­blick­lich in ernst­haf­ten Ver­hand­lun­gen mit der aktu­el­len Scan­zo­ni-Che­fin im Bild.

Aus der Geschich­te des all­täg­li­chen Kla­gen­furt ist ein Lokal namens “Scan­zo­ni” eben­falls nicht weg­zu­den­ken. Die­ser “Scan­zo­ni” war im Ver­bor­ge­nen die Kan­ti­ne des Funk­hau­ses, Wohn- und Auf­ent­halts­raum der Kärnt­ner Funk­häus­ler. Wenn auch drei bis fünf Minu­ten ent­fernt. Da es damals noch kei­ne Han­dys und außer­dem kein What´sApp gab, war man schon genö­tigt unge­fähr eine Vier­tel­stun­de ein­zu­rech­nen, im Fal­le, dass einer von uns von dort geholt wer­den muss­te. Per Tele­fon selbst­ver­ständ­lich. Zunächst ein­mal. Dann kam der Fuß­marsch in ange­mes­se­ner Eile, ver­steht sich. Und somit war der Gesuch­te oder die Gefrag­te wie­der erreich­bar. So etwas kam nur sehr sel­ten vor, aber doch. Stamm­gäs­te und anony­me Alko­ho­li­ker und Anwoh­ner des Funk­hau­ses konn­ten schon in aller Früh ent­we­der Frit­zi (Fried­rich Hof­meis­ter) oder mich beob­ach­ten, wie wir mit der gro­ßen ver­hei­ßungs­voll bier­fla­schen­k­lin­gen­den Akten­ta­sche sonn­täg­lich zum Scan­zo­ni und werk­tags zum “Per­ko” schli­chen – das war der Lebens­mit­tel-Ein­zel­händ­ler an der Ecke Vil­la­cher Stra­ße / Spon­hei­mer­stra­ße – um Wurst­semm­meln, Schink­ensem­meln oder auch ganz ein­fa­che fri­sche Sem­meln und “Hoa­te” (har­te Würs­tel, Dau­er­würs­tel) und sound­so­vie­le Fla­schen Vil­la­cher Bier zu holen. Zum Früh­stück. Auf­grund des Berufs­stan­des mei­ner Eltern ent­wi­ckel­te ich sehr bald bes­te Bezie­hun­gen zu die­sem Kauf­manns­la­den und ließ mich mit “Bück­lin­gen” (Räu­cher­fi­sche) und lie­fer­ba­ren Kärnt­ner Spe­zia­li­tä­ten ver­sor­gen. Die Speck­sei­ten aus bestimm­ten regio­na­len Sei­ten­tä­lern sind mir in beson­de­rer Erin­ne­rung oder die Selch­würs­tel. Gas­tro­no­misch gese­hen ging es mir von Anfang an nicht gera­de schlecht im neu­en Lebens­be­reich. Natür­lich nutz­te ich jede freie Minu­te, um mich ori­en­tie­ren zu kön­nen. Ich umrun­de­te Kla­gen­furt, wan­der­te die vier Him­mels­rich­tun­gen ab, merk­te mir die wich­tigs­ten Stra­ßen­na­men, ging zu Fuß zum Euro­pa­park am See, ver­irr­te mich ein paar Mal im dich­ten Herbst­ne­bel, hör­te das plät­schern­de Wör­ther­see-Was­ser im Nebel zu mei­nen Füßen und war froh, wie­der Kla­gen­furt gefun­den zu haben. Ich ent­deck­te die hei­me­li­gen Wan­der­we­ge am Kreuz­bergl, den damals noch dort domi­zi­lier­ten Rep­ti­li­en­zoo, fand auf wun­der­sa­me Wei­se den Weg zum “Schrot­ten­turm” und bewun­der­te das eigen­wil­li­ge Gebäu­de. Bald hat­te ich mei­ne neue Umge­bung im Kopf. Vom “Navi” waren wir zu die­ser Zeit noch sehr weit weg. Damals gab es nur gedruck­te Kar­ten und das mensch­li­che Gehirn als Arbeits­spei­cher. Ori­en­tie­rung war dazu­mal ganz selbst­ver­ständ­lich, in vie­ler­lei Hin­sicht. Ich hat­te kei­ne Pro­ble­me damit, rein geo­gra­fisch war ich “ein­gen­or­det”. Zumin­dest auf der Nord-Halb­ku­gel die­ser Erde. Ich wuss­te genau, wo ich war, nur an der Fein­jus­tie­rung, dar­an muss­te ich noch arbei­ten. Dass die Mensch­heit sich dies­be­züg­lich bald ent­las­ten wird, davon waren wir zu jener Zeit Tau­sen­de Jah­re weit weg.

Arno Patscheider - der Erste Sprecher des ORF-Landesstudio Kärnten. Er führte mich in den Aufgabenbereich eines Sprechers von damals ein.
Arno Pat­schei­der – der Ers­te Spre­cher des ORF-Lan­des­stu­dio Kärn­ten. Er führ­te mich in den Auf­ga­ben­be­reich eines Spre­chers von damals ein.
Auf­nah­me aus dem Jahr 1969.

Die Fein­jus­tie­rung begann schon am Tag mei­ner Ankunft am Haupt­bahn­hof in Kla­gen­furt und bei der “Anmel­dung”, dem heu­ti­gen Check-in, im Hotel Moser-Ver­di­no, Ecke Dom­gas­se – Burg­gas­se. Damals war das noch eine sehr bekann­te und belieb­te Adres­se für durch­zie­hen­de Künst­ler, Schau­spie­ler und Sän­ger aller Art. Erst spä­ter lern­te ich auch den “Sand­wirth” ken­nen. Oder das “Palais Por­cia”. Der ORF hat mir im “Moser” freund­li­cher­wei­se für drei Mona­te ein Appar­te­ment reser­viert. Wie damals üblich ohne flie­ßen­des Was­ser, mit WC am Gang. Aber ansons­ten hat­te die­ses Hotel alles, wovon man je geträumt hat­te: Restau­rant, Kaf­fee­haus. Und vor allem der Emp­fang hat­te es in sich. Ich brauch­te nicht lan­ge um mich da ein­zu­woh­nen. Um mei­ne Spre­cher-Früh­diens­te auch pünkt­lich begin­nen zu kön­nen dafür sorg­te schon der Nacht­por­tier, der per­sön­lich an die Zim­mer­tür klop­fen kam, Tele­fon im Zim­mer war unvor­stell­bar! Und die Unter­hal­tun­gen mit dem Por­tier spät­abends dau­er­ten man­ches Mal zwei oder drei Stun­den. Die­se lie­fen bei mir unter “Fein­jus­ta­ge”. Woher wohl sonst soll­te mein Wis­sen um mein neu­es Lebens­um­feld kom­men? Der Nacht­por­tier des Hotels Moser-Ver­di­no war für mich wie ein Buch. Ein unter­halt­sa­mes und offe­nes Werk. Er selbst ent­rann dem Schick­sal sei­ner Fami­lie. Er war der Ein­zi­ge von ihnen, der das KZ über­leb­te. Wel­ches das war, dar­über ver­stumm­te er und wur­de jedes Mal schweig­sam. Ich fühl­te, dass es da einen Gra­ben gab, über den er nicht hin­weg kam. Ich bin über­zeugt davon, dass ich noch viel mehr Ver­trau­ens­auf­bau benö­tigt hät­te.
Damals waren wir über­haupt gezwun­gen uns alle Zeit die­ser Welt zu geben, allei­ne schon für das Wäh­len einer Tele­fon­num­mer über die Schei­be des alten Bake­lit-Tele­fons, kabel- oder bes­ser draht­ge­bun­den. Der Rück­lauf die­ser Schei­be dau­er­te min­des­tens 1 Sekun­de, und da waren ins­ge­samt 10 Zif­fern, inklu­si­ve der “0”. Spä­ter dann lern­te ich Men­schen ken­nen, die auf­grund der Rück­lauf­zeit der Wähl­schei­be die ange­ru­fe­ne Num­mer ent­rät­seln konn­ten. Ich habe es selbst ver­sucht, es klapp­te tat­säch­lich. Genau­so lern­te ich spä­ter mit einem Schlag auf die Tele­fon-Gabel die jewei­li­ge Tele­fon­zen­tra­le zu umge­hen oder mit meh­re­ren Schlä­gen gleich zu wäh­len – auch gesperr­te Appa­ra­te zu benut­zen. Jeden­falls dau­er­te der Wähl­vor­gang sei­ne Zeit. Zeit, die man nut­zen konn­te. Alles und Jedes “dau­er­te”, muss­te dau­ern. Es war eben noch, gera­de noch, die ana­lo­ge Ära. Dem­zu­fol­ge hat­te man auch die Zeit zu lus­ti­gen Bemer­kun­gen, Gedan­ken, Ideen. So wie jene zur Sta­ti­ons­mel­dung an die­sem Faschings­diens­tag: “Bim­melB­ammB­im­Bim – Ester­reich Regio­naaal – Mmmuuuuuhh!”

Hubert Rep­nig – Spre­cher-Kol­le­ge der ers­ten Stun­de, neben der ehren­wer­ten Frau Han­na Berg­mann, den Her­ren Arno Pat­schei­der als Ers­ter Spre­cher, Her­mann Troy­er, jener Mann, der mich zur “Tanz­mu­sik auf Bestel­lung” ein­schul­te, mich damit zum Grün­dungs­team-Mit­glied mach­te, und Fried­rich “Frit­zi” Hof­meis­ter. Ich war zunächst ein­mal als Aus­hilfs­spre­cher ein­ge­setzt. Das “zunächst ein­mal” währ­te nur einen Monat.

Das Funk­haus betrat man durch eine Glas-Flü­gel­tü­re und stand unmit­tel­bar vor einer kur­zen Trep­pe. Man blick­te vom Por­tal des Ein­gangs über­ra­schen­der­wei­se direkt auf den Fuß­bo­den, der in etwa auf Augen­hö­he vor dem Besu­cher lag. Der Blick wan­der­te sol­cher­art erzwun­gen wei­ter zu einem Tre­sen, hin­ter dem der Emp­fangs­be­am­te resi­dier­te. Ein­drucks­voll leicht über­höht, sodass der Besu­cher und natür­lich auch die Besu­che­rin nach oben bli­cken muss­te. Die Trep­pe hat­te zwar nur vier Stu­fen, aber die­se erfüll­ten ihren Zweck. Auch heu­te noch – im Jah­re 2020. Auf dem Tre­sen befand sich außer­dem die Mini-Tele­fon­zen­tra­le im Aus­maß von etwa 50 x 30 x 20 cm mit einem “abzieh­ba­ren” Tele­fon­hö­rer. “Abzieh­bar” bedeu­te­te, dass nie­mand mehr über die­se Anla­ge tele­fo­nie­ren konn­te, weil der Hörer nicht an jenem Ort steck­te, wo er ste­cken soll­te. Was Frit­zi und ich eines schö­nen Abends nach Dienst­schluss aus­gie­bigst nutz­ten, inklu­si­ve Dienst-Akten­ta­sche des wei­ter unten ange­führ­ten drit­ten Emp­fangs­be­am­ten. Den Hörer der Anla­ge steck­ten wir mit sei­nem Anschluss-Ende in die Akten­ta­sche und den Hörer selbst lie­ßen wir außer­halb bau­meln. Für alle sicht­bar. Wir pro­vo­zier­ten damit den Ein­druck eines mys­ti­schen trag­ba­ren Funk­te­le­fons. So etwas besaß damals allein das Mili­tär, ein ganz beson­de­res Mili­tär! Der Emp­fangs­be­am­te hät­te in der Zeit der Hörer-Abwe­sen­heit jedes ankom­men­de Gespräch nur auf die kun­den­dienst­freund­li­che Neben­stel­le gleich in unmit­tel­ba­rer Nähe umle­gen müs­sen, aber die­sen Gedan­ken ließ bei ihm der gleich­falls von uns pro­vo­zier­te Stress nicht zu. Wir genos­sen jeden­falls die­ses mobi­le Tele­fo­nie­ren in den diver­sen Café­häu­sern Kla­gen­furts, vor allem im heu­te noch exis­tie­ren­den “Pers­t­in­ger” am “Hei­li­gen-Geist-Platz”. Nach einer hal­ben Nacht brach­ten wir den Hörer inklu­si­ve Akten­ta­sche wie­der zurück und steck­ten ihn auch gleich an sei­ne Stel­le, sodass der arme Wach­dienst­ler wie­der tele­fo­nie­ren konn­te. Die­se paar hör­erlo­se Stun­den hat­ten natür­lich noch ein Nach­spiel, denn unser Inten­dant von damals, der “Kara­wan­ken­bär” Dr. Peter Gorit­sch­nig, hat­te die Gewohn­heit immer nach Sen­de­schluss noch ein­mal im Funk­haus beim Emp­fangs­be­am­ten anzu­ru­fen und sich über Vor­fäl­le berich­ten zu las­sen. Das klapp­te an die­sem Abend nicht so ganz, hat­te aber kei­ner­lei nach­tei­li­ge Folgen.

Peter Schind­ler, der Archi­var im Lan­des­stu­dio Kärn­ten. Er wuß­te auf jede Fra­ge eine Ant­wort. Beinahe. 

Am Emp­fangs­tre­sen war da noch der Ver­tei­ler des inter­nen OB-Tele­fon-Net­zes. Die besag­ten “Emp­fangs­be­am­ten” waren kei­ne Ange­stell­ten des ORF, son­dern Bediens­te­te des “Öster­rei­chi­schen Wach­diens­tes”, der Secu­ri­ty von damals. Zu mei­ner Zeit gab es drei Per­so­nen, die das Funk­haus zu über­wa­chen hat­ten: Da war zunächst ein­mal ein Herr Schrei­ber, ein etwas älte­rer ehe­ma­li­ger WKII-Offi­zier, dann Herr Unter­gug­gen­ber­ger und letzt­lich ein Drit­ter, des­sen Namen ich bes­ser gleich zu ver­ges­sen habe. Er war unser ewi­ges Opfer bei all dem jugend­li­chen Unsinn von Frit­zi und mir. Die Her­ren Emp­fangs­be­am­ten hat­ten den Ein­gangs­be­reich total im Griff. Sie hat­ten den Über­blick über jene, die kamen und über jene die gin­gen. Denn die bei­den Trep­pen die von unten empor führ­ten, in den ers­ten Stock mit den Stu­di­os und dem gro­ßen Sen­de­saal, tra­fen sich vor­her bereits in hal­ber Höhe und teil­ten sich wie­der im ers­ten Stock und tra­fen sich wie­der­um im Halb­stock und trenn­ten sich wie­der im zwei­ten Stock und tra­fen sich wie­der ganz oben im drit­ten Stock, wo die Inten­danz domi­zi­lier­te und in wei­te­rer Fol­ge die Abtei­lungs­lei­ter und der Sport und der Aktu­el­le Dienst und natür­lich auch der gro­ße Sit­zungs­saal, der des Abends zum Fern­seh­sa­lon wur­de, wel­chen ich hin und wie­der eben­falls nut­zen durf­te. Die Trep­pe wur­de zum Sym­bol: Man traf sich, ging aus­ein­an­der, um sich kurz dar­auf wie­der zu begeg­nen, für eine Zeit lang bei­sam­men zu blei­ben und sich wie­der zu tren­nen. In aller Freund­schaft und Lie­be und im bei­der­sei­ti­gen Ein­ver­ständ­nis.
Trep­pen waren damals etwas völ­lig Nor­ma­les und damit war das sich Bewe­gen über eine sol­che Ein­rich­tung natür­lich Natür­lich und Ange­bo­ren. Der Mensch ließ sich und sei­nen Mus­keln und sei­nem Kör­per­bau kei­ne Ruhe, er war stän­dig in irgend­wel­che Aktio­nen ein­ge­bun­den. Solan­ge bis unter dem Schlag­wort “Mobi­li­tät” in eini­gen weni­gen Natio­nen und in eini­gen weni­gen Fami­li­en der Rubel zu Rol­len begann und für alle ande­ren das Ange­bo­re­ne sei­ne Domi­nanz ver­lor. Es erho­ben zwar schon eini­ge der flei­ßi­gen Amei­sen ihre Stim­me und die­se wur­de auch gehört, aber es benö­tig­te Zeit bis ins drit­te Jahr­tau­send bis die­se Stim­men end­lich er-hört wur­den. Da spiel­ten ich und Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen ab dem Jahr 1969 täg­lich min­des­tens ein­mal eine Schall­plat­te, eine soge­nann­te “Sin­gle” mit einem Lied namens “In the Year 2525”, pro­du­ziert von zwei Her­ren genannt “Zager & Evans”. In die­sem Lied ging es dar­um, dass wir Men­schen von unse­rer Erde alles genom­men hät­ten, ohne jemals auch nur irgend­et­was davon zurück­zu­ge­ben. Es wur­de zum inter­na­tio­na­len Hit damals. Und die Plat­ten­tel­ler dreh­ten und dreh­ten sich und das Lied wur­de immer wie­der gewünscht und die Hören­den dach­ten und träum­ten vor sich hin. So lan­ge bis sie Anfang des drit­ten Jahr­tau­sends ganz knapp vor und auf einer lee­ren Erde stan­den und nicht wuss­ten, woher sie alles neh­men soll­ten. Sie ver­stan­den auch kei­ne “Fremd”-Sprache damals im Jah­re 1969. Aber schließ­lich ent­wi­ckel­te sich um 2000 letzt­lich doch das “Inter­na­tio­nal Eng­lish”, da begriff man schon, was gemeint war. Außer­dem änder­te sich in die­sen Jah­ren enorm viel zum Posi­ti­ven, vom Gene­ra­tio­nen­wech­sel ein­mal abge­se­hen. Ich kann mich noch an einen Kol­le­gen bei der Öster­rei­chi­schen Kurz­wel­le erin­nern, namens Peter T., der allen Erns­tes behaup­te­te, dass an einem Auto­mo­bil alles “natür­lich” und sowie­so “ver­rott­bar” sei! Das war ein Mit­ar­bei­ter des ORF, aktu­el­ler Dienst! Er konn­te auch Eng­lisch. Wir arbei­te­ten sozu­sa­gen Tür an Tür mit der eng­li­schen, der fran­zö­si­schen und der spa­ni­schen Redak­ti­on und hat­ten dies­be­züg­lich kei­ner­lei Pro­ble­me. Aber was unse­re Umwelt betraf, da gab es immer wie­der hei­ßes­te Dis­kus­sio­nen. Auch inner­halb der bedeu­tends­ten mei­nungs­bil­den­den Insti­tu­ti­on Öster­reichs – damals. Mitt­ler­wei­le aller­dings sorg­te der Aus­bruch der Coro­na-Pan­de­mie 2020 für einen wei­te­ren Schritt in Rich­tung einer hoff­nungs­fro­hen sym­bo­li­schen Geburt des Homo Sapiens.

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